Zusammenfassung
Candlesticks gehören zu den bekanntesten und am häufigsten genutzten Tools in der technischen Analyse und bieten eine klare und visuelle Darstellung der Kursbewegungen auf den Finanzmärkten. Ursprünglich in Japan entwickelt, haben sich Candlestick-Charts über Jahrhunderte als wertvolles Hilfsmittel etabliert, um Preisentwicklungen zu interpretieren und Markttrends zu erkennen.
In diesem ersten Teil beleuchten wir die Geschichte, erklären die grundlegenden Bestandteile und zeigen, wie ein einzelner Candlestick aufgebaut ist.
Key Takeaways
- Die Wurzeln der Candlestick-Analyse: Die Candlestick-Charts haben ihren Ursprung im 18. Jahrhundert mit dem japanischen Reishändler Munehisa Honma, der die grundlegende Dynamik von Angebot und Nachfrage sowie die Emotionen der Marktteilnehmer erkannte. Seine einfachen Diagramme legten den Grundstein für die Candlestick-Analyse, die zur Darstellung von Preisbewegungen in den Finanzmärkten verwendet wird.
- Einführung in den Westen: Candlestick-Charts wurden erst in den 1980er Jahren im Westen populär, vor allem durch die Bemühungen des US-Traders und Autors Steve Nison. Sein Buch "Japanese Candlestick Charting Techniques", veröffentlicht 1991, machte die Prinzipien der Candlestick-Analyse einem breiteren Publikum zugänglich und half dabei, die Charts als wichtiges Instrument der technischen Analyse zu etablieren.
- Struktur und Bedeutung von Candlesticks: Ein Candlestick besteht aus einem Körper, der die Preisspanne zwischen Eröffnung und Schluss darstellt, sowie oberen und unteren Schatten, die die Preisbewegungen über den Zeitraum hinweg anzeigen. Diese Elemente helfen Händlern, Marktstimmungen, Trends und mögliche Umkehrpunkte schnell zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Inhaltsverzeichnis
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Ursprung und Historie der Candlesticks
Es beginnt mit einer Reise in die Tiefen der japanischen Finanzgeschichte. Ein Reis-Händler legte die Grundlage, welche die moderne Chartanalyse geprägt hat. Ein Vermächtnis, das sich von den Reisfeldern Japans des 18. Jahrhunderts bis zu den Börsenplätzen der heutigen Welt erstreckt.
Der Reishändler
Munehisa Honma, auch bekannt als Sokyu Honma oder Sokyu Homma (1724-1803), war ein Reishändler aus Sakata, Japan. Er handelte an der Dojima-Reisbörse in Osaka und gilt als Schlüsselfigur bei der Entstehung des Candlestick-Charts.
Ähnlich den heutigen Future-Märkten wurde der Reismarkt dazu verwendet, den Preis zukünftiger Reislieferungen zu sichern. Honma verstand die grundlegende Dynamik von Angebot und Nachfrage, erkannte aber auch die Tatsache, dass die Emotionen der Händler einen erheblichen Einfluss auf die Preisentwicklung haben.
Er wollte die Emotionen der Marktteilnehmer dokumentieren, und diese Arbeit wurde die Grundlage der Candlestick-Analyse. Honma entwickelte rudimentäre Diagramme, einfache Rechtecke, die den Ursprung der heutigen Candlestick-Charts markierten. Die Grundlagen waren simpel, aber tiefgreifend. Seine Rechtecke entwickelten sich zu den ersten Kerzen, die die Eröffnungs- und Schlusskurse sowie Hochs und Tiefs darstellten.
Der Weg in den Westen
Candlestick-Charts fanden ihren Weg in den Westen erst viele Jahre später. In den 1980er Jahren erfuhren mehr und mehr Analysten von dieser Art der Chartanalyse. Richtig populär wurden Candlestick-Charts durch die Bemühungen des US-amerikanischen Traders und Autors Steve Nison in den 1980er und 1990er Jahren. Nison stieß während seiner Studienreisen auf die Candlestick-Technik und erkannte das Potenzial für die technische Analyse der Finanzmärkte. Mit der Veröffentlichung seines Buches "Japanese Candlestick Charting Techniques" im Jahr 1991 gewannen Candlestick-Charts weiter an Bedeutung in der Analyse. Nisons Buch machte die Prinzipien der Candlestick-Charts einem breiteren Publikum zugänglich.
Die klare Darstellung der Muster und die leicht verständliche Anwendung trugen dazu bei, dass Candlestick-Charts schnell an Popularität gewannen. Die Visualisierung von Preisinformationen mithilfe von Candlestick-Charts ermöglicht eine effektive Darstellung von Marktstimmungen, Trends und Umkehrpunkten.
Händler schätzen die Klarheit dieser Charts und die Fähigkeit, schnell Schlussfolgerungen aus den Mustern ziehen zu können. Mit der zunehmenden Digitalisierung der Finanzmärkte wurden Candlestick-Charts zu einem Standardinstrument der technischen Analyse.
Was ist ein Candlestick?
Die simple Antwort auf diese Frage lautet:
Ein Candlestick ist eine grafische Darstellung von Preisbewegungen auf einem Finanzmarkt. Sie zeigt den Eröffnungs-, Hoch-, Tief- und Schlusskurs für einen bestimmten Zeitraum.
Die ausführliche Antwort beginnt damit, dass wir uns zunächst damit beschäftigen, wie Preise überhaupt entstehen.
Bei jeder Handelsaktion, die in einem zugrundeliegenden Markt durchgeführt wird, entsteht ein Preis, zu dem der Handel stattgefunden hat. Ein Verkäufer und ein Käufer haben sich auf einen Preis für das zugrundeliegende Finanzinstrument (beispielsweise eine Aktie, ein Rohstoff, eine Währung etc.) geeinigt und handeln eine definierte Menge.
Der Preis dieser Handelsaktion wird als Tick bezeichnet und stellt in diesem Moment den letzten festgestellten Kurs dar. Reiht man nun jede einzelne Handelsaktion aneinander, um diese zu visualisieren, dann entsteht ein Tick-Chart oder Linien-Chart.
Die einzelnen Preise haben dabei keinen Zeitbezug. Es können Beispielsweise 5 Ticks pro Sekunde oder in weniger liquiden Märkten auch nur ein Tick alle 10 Sekunden entstehen.
Möchte man nun die einzelnen Ticks in Zeiteinheiten zusammenfassen, kommen Kerzen oder Balken ins Spiel. Angenommen, die Tick-Kurse sollen als Kerzen in Zeiteinheiten zusammengefasst dargestellt werden, ergibt sich das folgende Bild
Hierbei handelt es sich um eine vereinfachte Darstellung, um das Prinzip näher zu erläutern.
Die einzelnen Kurse werden in Zeiteinheiten zusammengefasst und bilden durch die jeweiligen Preisschwankungen im entsprechenden Zeitraum die Candlesticks.
Aufbau eines Candlestick
Ein einzelner Candlestick besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem Kerzenkörper (Body) und den Dochten/Lunten (Wicks) oder Schatten (Upper Shadow und Lower Shadow).
Im deutschsprachigen Raum verwendet man eher die Begriffe Docht, Lunte und Körper.
Um eine Kerze zu visualisieren werden vier Preisinformationen benötigt:
- Der erste Kurs, der in dem darzustellenden Zeitraum ermittelt wurde.
- Der höchste Kurs, der in dem darzustellenden Zeitraum ermittelt wurde.
- Der niedrigste Kurs, der in dem darzustellenden Zeitraum ermittelt wurde.
- Der letzte Kurs, der in dem darzustellenden Zeitraum ermittelt wurde.
Die folgende Abbildung zeigt den Aufbau einer Kerze, die eine steigende Preisentwicklung anzeigt (links), und den Aufbau einer Kerze, die eine fallende Preisentwicklung anzeigt (rechts).
Kerzenkörper
Der Bereich zwischen dem Eröffnungskurs und dem Schlusskurs wird Kerzenkörper oder kurz Körper genannt. Je nach Chartprogramm, beziehungsweise je nach individueller Einstellung durch den Anwender, werden Kerzen, die einen höheren Schlusskurs als Eröffnungskurs haben, in Weiß oder Grün dargestellt. Kerzen, die einen höheren Eröffnungskurs als Schlusskurs haben, werden standardmäßig farblich in Schwarz oder Rot dargestellt. Durch die farbliche Kennzeichnung kann sehr schnell erfasst werden, ob es sich um eine steigende oder fallende Preisentwicklung handelt.
Der Kerzenkörper kann unterschiedliche längen haben. Ein langer weißer Kerzenkörper repräsentiert einen starken Kaufdruck und ein langer schwarzer Kerzenkörper repräsentiert einen starken Verkaufsdruck in der jeweiligen Zeiteinheit.
Kurze Kerzenkörper hingegen repräsentieren eher einen ausgeglichenen Markt. Weder Käufer noch Verkäufer üben starken Druck aus.
Docht und Lunte
Bei einer steigenden Kerze markiert der Docht die Preisspanne zwischen dem höchsten erreichten Preis und dem Schlusskurs in der jeweils dargestellten Zeiteinheit. Die Lunte markiert die Preisspanne zwischen dem Eröffnungskurs und dem niedrigsten erreichten Preis in der jeweils dargestellten Zeiteinheit.
Bei einer fallenden Kerze markiert der Docht die Preisspanne zwischen dem höchsten erreichten Preis und dem Eröffnungskurs in der jeweils dargestellten Zeiteinheit. Die Lunte markiert die Preisspanne zwischen dem Schlusskurs und dem niedrigsten erreichten Preis in der jeweils dargestellten Zeiteinheit.
Bedeutung von Docht und Lunte
Ein Docht repräsentiert einen höheren Preisbereich oberhalb des Kerzenkörpers, der gehandelt wurde, aber bis zum Schlusskurs der Zeiteinheit nicht verteidigt werden konnte.
Eine Lunte repräsentiert einen niedrigeren Preisbereich unterhalb des Kerzenkörpers, der gehandelt wurde, aber bis zum Schlusskurs der Zeiteinheit nicht bestätigt werden konnte.
Ebenso wie der Körper eines Candlesticks unterschiedlich lang sein kann, können natürlich auch Dochte und Lunten unterschiedliche Längen aufweisen.
Dabei repräsentieren kurze Dochte und Lunten, dass die gehandelte Preisspanne der Zeiteinheit überwiegend im Bereich des Eröffnungs- und Schlusskurses der Zeiteinheit stattgefunden hat.
Ein Langer Docht weist darauf hin, dass mehr Kaufdruck vorhanden war, der aber durch entsprechenden Verkaufsdruck wieder egalisiert wurde.
Eine lange Lunte hingegen weist darauf hin, dass starker Verkaufsdruck vorhanden war, der aber durch entsprechende Käufe ebenso wieder egalisiert wurde.